Gemeindebrief
Sunday, 25. October 2009Liebe Gemeinde,
im Herbst, wenn die Blätter fallen, die Bäume kahl dastehen, blasse Nebel am Morgen aufsteigen, wenn die letzen Blumen verwelken, die Felder wie abgestorben daliegen, wenn sich die Welt so darbietet, dann erfasst viele Menschen eine eigenartige Stimmung. Wehmut kommt auf. Sie spüren, wie dieses Geschehen der Natur sie mit einbezieht.
Hat der Frühling und der Sommer mit seiner Sonne und Wärme, Blühen und Blumen, Lebenslust und Daseinsfreude geschenkt, so zeigt sich in diesen Herbsttagen Vergänglichkeit und Vergehen.
Und wer sich von diesem Geschehen in der Natur beeindrucken lässt, wer bereit ist, sich in dieses Geschehen hineinzuhorchen, der erfasst: So wird es auch einmal mit mir sein. Auch ich werde vergehen.
So ist es auch kein Wunder, dass wir gerade in diesen Tagen auf die Friedhöfe gehen; dass wir gerade in diesen Tagen das Fest Allerseelen feiern. Ein Fest, das uns an unsere Toten erinnern. Ein Fest, das uns an unseren eigenen Tod erinnert. Ein Fest, das uns sagt: auch mit uns wird es einmal so sein, wie wir es jetzt in der Natur sehen.
Allerseelen will uns aber erinnern, dass es einen Weg ins Leben gibt. Zugegebenermaßen einen Weg, der uns durch den Tod führt. Aber eben nicht ins ewige Vergessen, ins ewige Dunkel, sondern ins ewige lichte Leben.
Deshalb entzünden wir Kerzen und bringen sie zu den Gräbern unserer Verstorbenen. Sie sollen Licht spenden. Licht in diesen grauen Tagen. Und diese Lichter sagen uns etwas ganz wichtiges. Wir können gegen das Dunkel unserer Welt etwas tun. Wir können uns erinnern, dass da jemand ist, der uns im Tod ein Licht hinstellen wird, so wie es in der 5. Strophe des Liedes „Wir sind nur Gast auf Erden“ heißt. „Und sind wir einmal müde, dann stell ein Licht uns aus, o Gott in deiner Güte, dann finden wir nach Haus.“
Ja, mit Gott wird sich Tod in Leben, werden sich Tränen der Trauer in Tränen der Freude und werden unsere oft müden und schwankenden Schritte sich in Tanz verwandeln.
Ihr Pfarrer,
Wigbert Scholle