Kirmes in Witterda

Monday, 9. November 2009

Am 8.11.2009 wurde in Witterda das 299. Kirchweihfest gefeiert. Der Witterdaer Heimatverein organisierte eine zünftige und gelungene Kirmes. Mit Kindertanz, Disko, Kirmestanz, Ständchen, Frühshoppen und  Rentnernachmittag wurde für jede Generation im Ort etwas geboten. Höhepunkt der Kirmes war der, vom Melchendorfer Chor und der Kirmesgesellschaft gestaltete, Festgottesdienst in der Pfarrkirche Witterda.kirmes2

In seiner Predigt betonte der Festprediger Pfarrer Matheis die Wichtigkeit von festen Orten und Punkten im menschlichen Leben. Für die Pfarrgemeinde Witterda ist die Pfarrkirche seit Jahrhunderten der zentrale Ort im Gemeindeleben. Grund genug sich etwas näher mit dem Bau unserer Pfarrkirche zu beschäftigen:

Die Vorgängerin unserer heutigen Kirche hatte sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts als baufällig erwiesen. Ihr bereits für das Jahr 1562 geplanter Abriss erfolgte jedoch nicht. Stattdessen unterzog man das alte Gotteshaus einer gründlichen Reparatur. Die Zeitereignisse brachten es mit sich, dass dieser Zustand fast weitere 150 Jahre bestehen bleiben sollte.

In Folge des Dreißigjährigen Krieges war die Einwohnerzahl des Ortes von 370 auf 153 gesunken, 71 von ehemals 113 Gehöften lagen in Schutt und Asche. Die vordringlichste Aufgabe bestand in der Beseitigung der Kriegsschäden und der Schaffung neuer Wohnstätten für die Menschen. Der beabsichtigte Kirchenneubau trat in den Hintergrund.kirche1

Aber bald schon machten der sich ständig verschlechternde Bauzustand und vor allem die zu geringe Kapazität des alten Gotteshauses eine neue, größere Kirche immer dringender erforderlich. Durch Zuwanderung aus verschiedenen Gegenden, vor allem aus Tirol und Italien sowie vom Eichsfeld, hatte sich die Bevölkerung rasch wieder vermehrt. Im Jahre 1719 beispielsweise zählte Witterda bereits 854 Einwohner.

Die Durchführung des Ende des 17. Jahrhunderts erneut gefassten Beschlusses zum Abriss und Neubau der Kirche verzögerte sich jedoch abermals. Am Vormittag des 28. November 1695 brach eine gewaltige Feuersbrunst im Untertor aus und vernichtete 16 Wohnhäuser und 11 Scheunen. Erst als die Schäden dieses Brandes beseitigt waren, ging man 1709 mit Eifer daran, das alte Kirchengebäude abzureißen und die enormen Vorarbeiten für das neue zu leisten. Nach inzwischen erfolgten Ankauf des östlichen Nachbargrundstückes stand zu diesem Zeitpunkt auch ein genügend großer Bauplatz zur Verfügung.

Im Herbst des Jahres 1709 konnte durch den damaligen Weihbischof Johannes Jacobus Senfft der Grundstein gelegt werden.

Pfarrer von Witterda war zu dieser Zeit der aus Kirchworbis stammende Johann Christoph Schreiber. Nach seinem Studium hatte er zunächst eine Kaplanstelle in Wien inne, wurde 1706 mit der Pfarrei Witterda betraut, bis man ihn 1720 zum Domherrn von Preßburg berief. Unter seiner Leitung wurde der Bau zügig und mit großer Umsicht errichtet.

Die Baumaterialien mussten sehr weit herangeschafft werden: “… das Holz von Georgenthal und Schönau, die Steine von Seebergen, der Sand von Gebesee, die Ziegel von Gotha, die Bretter von Arnstadt. Das Bauholz hatte sich die Gemeinde zum grössten Teil von der Gräfin Hatzfeld in Kranichfeld und vom Abt des Petersklosters in Erfurt erbettelt.”

Im Kirchenbuch sind die am Bau beteiligten Werkmeister verzeichnet: der aus Tirol eingewanderte und 1692 in Witterda verheiratete Maurermeister Paul Heintze, der herrschaftliche Zimmermeister Melchior Mock aus Erfurt und der Schmiedemeister Melchior Göbel aus Witterda.

Der Neubau wurde in einem Jahr vollendet und prägt seitdem zusammen mit dem bereits 1550-1553 errichteten Turm das Antlitz des Ortes.

Abgesehen von den nicht geringen Fronen( Hand-und Spanndienste) wird in der Chronik eine Baukostensumme von 2219 Talern, 13 Groschen und 8 1/2 Pfennigen angegeben.

Die Weihe der Kirche erfolgte am 9. November 1710 durch Weihbischof Senfft. Die Innengestaltung der Kirche wurde in den darauffolgenden Jahren vorgenommen. 1713 entstand der barocke Hochaltar. Seine Vergoldung sowie die gesamte künstlerische Gestaltung der Kirche erfolgte 1722-1723 durch den Erfurter Kunstmaler Joseph Belloni. 1711 stellte man die ein Jahr früher erworbene alte Orgel der Erfurter Stiftskirche St. Severi in der neuen Kirche auf. Sie wurde jedoch durch die 1846-1847 von der Firma Hesse in Dachwig gebaute heutige Orgel ersetzt. Die beiden Emporen und die Seitenaltäre sind ebenfalls jüngeren Datums.

kirmes1