Geheimnis Dreifaltigkeit

Autor: Kaplan Gothe, Freitag, 5. Juni 2009

Nach Pfingsten feiert die Kirche den Dreifaltigkeitssonntag. Der eine Gott in drei Personen. Diesen Glaubenssatz zu durchdenken und zu verinnerlichen mühen sich Theologen zu allen Zeiten ab.

Ein Beispiel ist der im 13. Jahrhundert in der Nähe von Witterda wirkende Dominikaner Meister Eckhart mit folgenden Predigtgedanken:

“Die Gott um Lohn mit äußern Werken dienen, denen soll mit geschaffenen Dingen wie Himmelreich und himmlischen Dingen gelohnt werden. Die aber Gott mit innerlichen Werken dienen, denen soll mit dem gelohnt werden, was ungeschaffen ist, das heißt mit den Werken der heiligen Dreifaltigkeit!

Nun paß auf. Zerginge das Feuer, so wäre kein Licht; zerginge die Erde, so wäre kein Leben; zerginge die Luft, so wäre keine Liebe; zerginge das Wasser, so wäre kein Raum. Darum ist Gott nicht Licht noch Leben noch Liebe noch Natur noch Geist noch Schein noch alles, was man in Worte fassen kann. Es ist Gott in Gott, und Gott ist aus Gott geflossen, und Gott befindet sich in sich selbst als Gott und befindet sich insbesondere in einer edeln Seele. Der Vater ist allgewaltig in der Seele, der Sohn allweise, der heilige Geist alliebend in der Seele, und er liebt alle Kreaturen in gleicher Liebe. Er zeigt sich ihnen aber ungleich, und dazu ist die Seele geschaffen, dass sie es erkennen soll, wie es ist, und sich in die Reinheit des grundlosen Brunnens göttlicher Natur versenken soll und da wie eins werden mit Gott, so dass sie selbst sagen könnte, sie sei Gott.”

Aus: Meister Eckhart, Mystische Schriften, hrsg. v. Gustav Landauer, Frankfurt 1991, 153.